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Krieg gegen das Bargeld

Noch vor wenigen Jahren galt man als Verschwörungstheoretiker, wenn man den Regierungen die geplante Abschaffung von Bargeld unterstellt hat. Wie sich doch die Zeiten ändern können. Mittlerweile betreiben einige Länder ausgesprochen aktiv und ungeniert dieses Ziel. Mit Australien gibt es nun auf allen fünf Kontinenten Maßnahmen oder zumindest Pläne zum Einschränken der Bargeldfunktion.


Massive Restriktionen in Planung

Im Dezember kursierten diverse Medienberichte, dass die australische Regierung die Abschaffung des 100-Dollar-Scheins und das Einführen einer Bargeldobergrenze in Erwägung ziehe. Damit scheint man die Empfehlung der UBS aufzugreifen, die zuvor die Existenzberechtigung der australischen 100-Dollar-Banknote infrage gestellt hatte. Derzeit befänden sich mit 300 Millionen 100ern – verglichen mit 5-Dollar-Scheinen – dreimal so viele Exemplare in Umlauf. Außerdem repräsentieren die beiden größten australischen Geldscheine (50er und 100er) über 90 Prozent des gesamten Bargeldumlaufs. Das Bekämpfen der Schattenwirtschaft wird als Hauptziel genannt. Besonders interessant: In Australien hat die Schattenwirtschaft ein Volumen von 1,5 Prozent des Bruttosozialprodukts, während die Quote in Deutschland auf knapp zehn Prozent geschätzt wird.


Indien will eine bargeldlose Gesellschaft

Deutlich zielstrebiger ging die Regierung in Indien vor. Weil in Indien die Steuermoral zugegebenermaßen extrem schlecht und die Korruption weit verbreitet ist, hat sich Premierminister Narendra Modi am Tag der US-Präsidentschaftswahl (8. November 2016) zu einer besonders radikalen Bargeldreform entschlossen und mit sofortiger Wirkung die beiden größten Banknoten des Landes für ungültig erklärt. Dabei handelte es sich um den 500-Rupien-Schein (7,15 Euro) und den 1.000-Rupien-Schein (14,29 Euro), die bis zum 30. Dezember in neue Scheine getauscht werden mussten. Wichtig zu wissen: Vor dem Bargeldverbot wurde in Indien 90 Prozent des Handels in bar abgewickelt. Außerdem boten weniger als ein Zehntel der Geschäfte die bargeldlose Kartenzahlung an, wobei ein Großteil der Bevölkerung weder über ein Bankkonto noch über ein Handy verfügte. Vor diesem Hintergrund dürfte das von Modi gesteckte Ziel einer bargeldlosen Gesellschaft – zumindest in Indien – ein extrem schwieriges Unterfangen werden.


Hehre Ziele mit fatalen Kollateralschäden

Als Ziele nennt bei der Diskussion um Bargeld-Restriktionen natürlich jede Regierung das Bekämpfen von Schwarzarbeit, Terrorismus und Korruption, was die Bürger zunächst einmal gut finden. Verschwiegen werden natürlich die negativen Folgen. Stirbt das Bargeld, ist man nämlich gezwungen, sein Geld den Banken anzuvertrauen – ein Abheben des Geldvermögens wäre dann nicht mehr möglich. Das bargeldlose Bezahlen dürfte mit Blick auf den Datenschutz und die Verschlüsselung von Zahlungsvorgängen die Cyberkriminalität explodieren lassen. Für Notenbanken würde eine Abschaffung von Bargeld aber vor allem den Vorteil bringen, dass Negativzinsen nicht mehr umgangen werden können und somit wirksamer würden. Aber das ist für die Zentralbanken natürlich kein Thema. Im Übrigen müsste das Bundesbankgesetz abgeändert werden, demzufolge Bargeld das einzige gesetzliche Zahlungsmittel ist.