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Negativzinsen – auch Privatkunden müssen zahlen

Noch muss die Mehrheit der Deutschen keine Strafzinsen für Erspartes bezahlen – die Betonung liegt auf noch. Privatkunden waren bislang von diesem „Folterwerkzeug“ überwiegend verschont geblieben, doch das hat sich mittlerweile geändert. Das Einführen von Strafzinsen im großen Stil wird zur ernsthaften Bedrohung für alle Sparer.

Strafzinsen für Anleger – der Bann ist gebrochen

Medienberichten zufolge verlangen derzeit sechs Banken von ihren Privatkunden Strafzinsen. Dabei handelt es sich um die Raiffeisenbank Gmund, die Volksbank Hamburg, die Sparkasse Köln-Bonn, die Volks- und Raiffeisenbank Niederschlesien (ab dem ersten Euro), die Volksbank Stendal, die Raiffeisenbank Südstormarn Mölln sowie die Skatbank aus Thüringen. In der Regel greifen die Banker erst bei Euro-Beträgen im sechs- bzw. siebenstelligen Bereich zu. Keine Skrupel hat der Onlinebroker Flatex, der bereits ab dem ersten Euro Strafzinsen verlangt. Grund: Die Europäische Zentralbank hat  auf ihrer Sitzung im März 2016 den Zinssatz für EZB-Bankeinlagen um 10 Basispunkte auf minus 0,4 Prozent p.a. gesenkt. Diese Kosten wollen sich die Banken offensichtlich von ihren Kunden zurückholen. Vereinfacht ausgedrückt werden bei der EZB Geschäftsbanken bestraft, wenn sie Geld nicht an ihre Kunden ausleihen, sondern bei der EZB „parken“. In diesem Kontext mag man die Maßnahme möglicherweise noch nachvollziehen. Auf der Ebene der Privatkundschaft bekommen Negativzinsen aber einen wirtschaftlich äußerst problematischen „Touch“. Wer zum Beispiel sein Geld nicht heute für Konsumzwecke verwendet, sondern morgen als private Altersvorsorge einsetzen möchte, wird für diese Strategie zur Kasse gebeten. Er soll dafür bezahlen, dass die Bank mit seinem Kapital arbeiten darf. Spätestens hier müsste jedem klar werden, dass die Finanzsysteme krank sind. Vereinfacht ausgedrückt kann man Negativzinsen aber auch folgendermaßen interpretieren: Eine Währung, die keine positive Rendite abwirft, ist offensichtlich nichts wert.

Gold in Zeiten negativer Zinsen

Negativzinsen waren vor Jahrzehnten undenkbar – heute sind sie in Europa fast schon geldpolitischer Alltag. Mit Blick auf Gold kann man sie zweifellos als Kaufargument einordnen. Früher hörte man von Goldkritikern oft das Gegenargument „Gold zahlt keine Zinsen“. Dieses kann mittlerweile getrost in „Gold kostet keine Zinsen“ umgemünzt werden. Grundsätzlich unterminieren Negativzinsen das Vertrauen in eine Währung und lassen Gold als attraktive Alternative erscheinen. Die Diskussion um steigende US-Leitzinsen hat an den Goldmärkten in den vergangenen Monaten zeitweise zu einem erhöhten Verkaufsdruck und einem rückläufigen Goldpreis geführt.

Einige Aspekte  sollten Anleger dabei aber keinesfalls außer Acht lassen. Mittlerweile sind die US-Leitzinsen seit Dezember 2015 zwar dreimal nach oben geschraubt worden, nachhaltig deutlich höhere Zinsen sind aber keineswegs eine ausgemachte Sache, schließlich könnten weder Staaten noch Unternehmen diese problemlos verkraften. Die nicht sonderlich robuste Konjunktur könnte nämlich darunter leiden und Schwellenländern würde eine Kapitalflucht drohen. Und das Wichtigste: Steigende Leitzinsen oder Anleiherenditen belasten nicht zwangsweise die Attraktivität von Gold. Von entscheidender Bedeutung sind nämlich stets die Realzinsen, also das, was die Inflation von den Zinsen übrig lässt. Übertrifft die Inflation die Anleiherendite oder steigt die Teuerungsrate schneller als die Zinsen, spricht dies alles für den Besitz von Gold – neben diversen anderen Argumenten.